Erfolg ist für Fans nicht alles. Ob Eintracht oder Bayern: Der „harte Kern“ der Anhänger fährt zu den Spielen ihrer Lieblingsmannschaften

Vor dem Start der Rückrunde in der Fußball-Bundesliga fiebern die Mitglieder der Fanclubs aus der Mainstadt den ersten Begegnungen ihrer Vereine entgegen.

Von Christian Neubauer

Weilbach/Flörsheim. Am Samstag beginnt auch für die Eintracht Frankfurt die Rückrunde in der Fußball-Bundesliga – nach den Bayern, die schon heute spielen. Für den Eintracht-Fanclub aus Weilbach heißt dies: Daumen drücken für ihr Team im Kampf gegen den Abstieg. Der Name des Clubs ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, doch gerade deshalb wählten die Gründer des Eintracht Fanclubs (EFC) Fuchselöcher genau diesen aus. In Weilbach gab es einst einen Treffpunkt, der von allen nur „Fuchselöcher“ genannt wurde. Und da die meisten ohnehin Eintracht-Fans waren, wurde bei der Namenssuche schnell klar, dass der Fanclub ihrer Lieblingsmannschaft genauso heißen sollte, wie der Lieblings-Treff in ihrem Heimatort. „Wir wollten einen Namen, der typisch für Weilbach ist“, erklärt der Zweite Vorsitzende Frank Spengler. Gesagt, getan: So entstand der „EFC Fuchselöcher“, der heute 110 Mitglieder hat.

Richtungsweisend

Die Liebe zur Eintracht eint die Mitglieder „Fuchselöcher“, die aber auch bei anderen Veranstaltungen fernab des Fußballs – wie dem Drachenbootrennen oder dem Entenrennen – stets präsent sind. Seit 2007 ist der Verein aktiv und auch immer bei den Spielen der Eintracht vertreten. „Wir unterstützen die Eintracht, egal auf welchem Tabellenplatz“, stellt Spengler klar. In guten wie in schlechten Zeiten stehen die Eintracht-Anhänger aus Weilbach ihrem Verein zur Seite. Und die Eintracht-Fans sind ja einiges gewöhnt sein. Aufstieg, Abstieg Wiederaufstieg, plötzlich sogar die Qualifikation für den Europapokal – aber ganz nebenbei wieder ein Abstiegskampf. Der bekannteste Fußballverein in Hessen ließ seine Fans in den vergangenen Jahren alle Höhen und Tiefen durchleben. Doch gerade das macht auch die Leidenschaft für diesen Sport und auch gerade für diesen Verein aus. „Die Eintracht ist in diesem Jahr noch überall dabei. Das macht es besonders spannend“, freut sich Spengler schon auf die – für die Eintracht am Samstag mit dem richtungweisenden Heimspiel gegen Hertha BSC beginnende – Rückrunde. In der Bundesliga geht es um das nackte Überleben, im DFB-Pokal steht der Knaller im Viertelfinale gegen Borussia Dortmund an, und im Europapokal wartet mit dem FC Porto ein namhafter Gegner von internationalem Format. Darauf mussten die Frankfurter Fans lange warten. Und das genießen sie auch gerade in vollen Zügen. „Porto weiß noch gar nicht, was es in Frankfurt erwartet“, ist sich Spengler sicher. Der Zweite Vorsitzende des „EFC Fuchselöcher“ weiter: „Ein Abstieg wäre so bitter. Man kann aus dieser Saison noch so viel machen, aber man kann auch so viel verlieren.“ Auch Spengler weiß, dass der ein oder andere Fan zuletzt über die Stränge geschlagen hat. Über 10 000 Fans waren in Bordeaux dabei. Dass einige Fans dann immer wieder Pyro abbrennen müssen, ist auch ihm ein Dorn im Auge, denn schließlich fällt alles auf die Eintracht zurück. Das sei aber auch nur schwer abzustellen.

Auch einige Weilbacher waren in Bordeaux dabei. Spengler verpasste diesen Trip zwar, ließ sich aber berichten, dass die Stimmung in Frankreich ansonsten „völlig friedlich“ gewesen sein soll. 15 sind immer dabei Emotionen gehören für Frank Spengler einfach zum Fußball. „Ich möchte kein Bayern-Fan sein. Das ist emotionslos“, stellt er deshalb klar. Und so zittern die Weilbacher ab Samstag wieder mit ihrem Team, ihrer Leidenschaft, ihrer Liebe, die für viele Fans eine Lebenseinstellung ist. Bis zu 15 Mitglieder des „EFC Fuchselöcher“ sind bei Heimspielen immer im Stadion.

Genau wie sie sind die Eintracht-Fans aus der gesamten Rhein-Main-Region gespannt, wie der Auftakt gegen Berlin gelingt und wie es dann für ihre Lieblingsmannschaft in den anderen Wettbewerben weitergeht.

Kontrastprogramm

Als Bayern-Fan hat man es im Main-Taunus-Kreis nicht gerade leicht. Das wissen Michael Knoll und Co. vom FC Bayern Fanclub Flörsheim genau. Eintracht Frankfurt und Mainz 05 sind die Zugpferde im Rhein-Main-Gebiet. Das sei aber auch gut so. Satte 35 Mitglieder zählt der Bayern-Fanclub aus Flörsheim, der sich einst „Flörsheims Bajuwaren“ nannte, aber schon vor einigen Jahren in „FC Bayern München Fanclub Flörsheim“ umbenannt wurde. Die Mitgliederzahl blieb in den vergangenen Jahren konstant, auch wenn die Aktivitäten zuletzt deutlich weniger wurden. Früher fuhren die Flörsheimer Bayern-Anhänger deutlich öfter in die geliebte Arena nach München, um ihr Team hautnah zu erleben und zu unterstützen.

Das ist in der Zwischenzeit aufgrund privater Verpflichtungen – die Familiengründungen erfordern zeitlich ihren Tribut – weniger geworden. Doch die Liebe zum Verein hat deshalb nicht nachgelassen. Auch an diesem Freitag werden die Bayern-Fans aus Flörsheim wieder mit ihrem Club fiebern und hoffen, dass die Auftaktpartie zur Rückrunde mit einem weiteren Sieg für den Rekordmeister endet. „Ich glaube an einen 2:0-Sieg“, sagt Michael Knoll, der Vorsitzende des FC Bayern-München Fanclubs aus Flörsheim. Langeweile herrsche trotz der überragenden Erfolge in letzter Zeit nicht. Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger, Champions-League-Sieger und zuletzt auch noch Weltpokalsieger – das sehen Bayern-Fans eher als Verpflichtung. Michael Knoll ist froh, dass die Bayern nicht nur erfolgreichen, sondern zudem attraktiven und spektakulären Fußball spielen. Dass im Main-Taunus-Kreis vor allem die Nähe der Fußballfreunde zur Eintracht deutlich größer ist, findet Knoll „in Ordnung“. Die Bayern- Fans aus Flörsheim seien auch eher gestrickt wie die Eintracht-Sympathisanten. „Wir sind lebhafter und emotionaler“, beschreibt Knoll sich und seinen Fanclub sowie das Gros der Eintracht-Fans. In München werde das nicht ganz so intensiv ausgelebt. Nicht umsonst werden viele Bayern-Fans als „Erfolgsfans“ beschrieben, womit aber hauptsächlich die Besucher auf der Haupttribüne gemeint seien. Auf keinen Fall meine er damit die Anhänger aus der Südkurve im Münchner Stadion, erklärt der „Fußball-Bajuware“. Michael Knoll hatte eine Dauerkarte, gab diese aber vor der Saison aus Zeitmangel ab. In der Bayern-Südkurve sei die Stimmung prächtig, dort werde Fankultur noch gelebt. Was am Anfang des 2002 gegründeten Bayern-Fanclubs aus Flörsheim noch oft in größerer Gruppe ausgelebt wurde, hat zuletzt aber merklich nachgelassen. Zwei bis drei Flörsheimer sind regelmäßig bei den Heimspielen „ihres FCB“ in München dabei. Von Langeweile sei trotz der Dominanz der Bayern nichts zu spüren. Und heute Abend werde es spannend zu sehen sein, wie das Star-Ensemble aus Bayern aus der Winterpause kommt. Auch die Flörsheimer Bayern-Fans werden dann mit ihrem Team zittern. Denn auch Michael Knoll weiß, dass der Erfolg im Fußball nicht immer käuflich oder planbar ist: „Der Fußball schreibt immer seine eigenen Geschichten.“

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 24. Januar 2014

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