Pressespiegel: Per Umfrage wird der Name für den neuen Eintracht-Fanclub ermittelt

Weilbach. Frank Spengler bringt es auf den Punkt. „Die Leute, die hier sind“, meint der Weilbacher mit einer gewissen Überzeugung, „die wissen schon lange, dass sie der Eintracht hörig sind.“ Die meisten der 25 Anwesenden im Dachgeschoss des Vereinsheims der Germania Weilbach haben sich erst einmal eine Flasche Bier aufgemacht. Fan von Eintracht Frankfurt zu sein, dass soll in Zukunft für die Weilbacher mehr darstellen, als sich nur die Fußballspiele des Traditionsclubs anzuschauen. Als treue Anhänger wollen sich die sportbegeisterten (zumeist) „alten Hasen“ mittleren Alters formieren, um „die sportlichen Bemühungen und Interessen von Eintracht Frankfurt durch gemeinsame Besuche von Fußballspielen“ des Lieblingsvereins zu unterstützen, soll es in der Satzung des eigenen Fan-Clubs heißen, die gerade von Michael Nikolai vorgelesen wird.

Die Schlachtenbummler der Kicker aus dem Riederwald haben den Gerstensaft inzwischen zur Seite gestellt. So ein Fan-Club, der muss auch erst einmal gegründet werden. Und das hat nichts mit dem gewohnten Spaß bei der „schönsten Nebensache der Welt“ zu tun, sondern mit konzentrierter Arbeit. Harry Brack hatte „das Ding zum Laufen gebracht“ mit der Idee, die Weilbacher Fans, die sich ohnehin im Stadion öfters über den Weg laufen, zu formieren. Das erste Treffen hat im Gasthaus „Zum Schwanen“ schon stattgefunden. Und jetzt soll auch schon der Verein entstehen. Auf den Plätzen liegt eine Tagesordnung und der Text des Eintracht-Liedes: „Im Herzen von Europa“.

Versammlungsleiter Nikolai hatte eingangs Spengler gefragt, ob er ein Problem damit habe, seine Anschrift als Vereinsadresse anzugeben und dafür ein kurzes „Nö“ geerntet. Der vorgesehene Jahresbeitrag solle 30 Euro pro Familie, 24 Euro für Erwachsene und 12 Euro für Kinder betragen, plus einer Aufnahmegebühr von jeweils 20 Euro.

Nikolai hatte darauf hingewiesen, dass ein Gründungsprotokoll und eine Satzung vorhanden sein muss, um einen Verein aus der Taufe zu heben. Dementsprechend gewissenhaft werden jetzt die einzelnen Paragrafen durchgeackert, die sich die Initiatoren von einem anderen Eintracht-Fan-Club abgeschaut haben. Die meiste Zeit nimmt der Punkt „Eintritt in den Verein“ in Anspruch. Denn es sollen ja nur vernünftige Leute dabei sein dürfen. Also nicht solche, die einer „verfassungswidrigen, demokratiefeindlichen oder ähnlichen Organisation“ angehören, wie es nach längerer Diskussion in der Satzung festgelegt wird. Gehasste Bayern-München-Fans dürfen aber theoretisch nicht, wie von einem Eintracht-Anhänger vorgeschlagen, an einer Mitgliedschaft gehindert werden.

Nachdem für die Mitgliederversammlung festgehalten worden ist, dass der Sitz des Vereins nicht identisch mit dem Versammlungsort sein muss, was Spengler lächelnd als „gut“ empfand, wird über den Namen des Eintracht-Fan-Clubs diskutiert: EFC Wednesday oder EFC Mittwoch, was sich auf das erstmalige Treffen beziehen würde, EFC Fuchselöscher (der frühere Jugendtreffpunkt in Weilbach) oder EFC 60934, an der alten Postleitzahl orientiert? Die Fans konnten sich nicht einigen. Innerhalb einer Woche soll nun eine Umfrage per E-Mail die endgültige Entscheidung bringen. Danach werden die Unterlagen von einem Anwalt geprüft, von einem Notar beglaubigt, vom Amtsgericht eine Empfehlung ausgesprochen und der Flörsheimer Magistrat entscheidet dann, ob der EFC ins örtliche Vereinsregister aufgenommen wird.

„Zum Start für die neue Saison soll es soweit sein“, sagt Frank Spengler – hoffentlich in der Bundesliga. Organisierte Fan-Clubs hätten ein Anrecht auf vergünstigte Dauerkarten und Ticketreservierungen für besondere Spiele wie Auftritte im Europapokal, weiß der Weilbacher. Zudem käme vielleicht auch mal ein Profi-Kicker bei den EFC-Mitgliedern zu Besuch. Und außer den Spielbesuchen könnten Grillfeste und die Beteiligung an den Flörsheimer Festen das Vereinsleben bereichern.

Schon 529 Eintracht-Fan-Clubs gibt es inzwischen. Dass sich aber ausgerechnet innerhalb einer Woche in der Stadt gleich zwei gründen – die Flörsheimer „Mooadler“ treffen sich am Sonntag um 19 Uhr in der Gaststätte „Bootshaus“ –, kann sich Frank Spengler nicht erklären. Er bezeichnet diese Tatsache augenzwinkernd als „Skandal“, bevor er mit seinen Kumpels auf Eintracht Frankfurt anstößt. (rem)

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 31.03.2007

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